Die Vaterfigur

Hinweis:  Der Beitrag  dieser Woche ist etwas kürzer, da ich im Moment andere Beiträge für die nächsten Wochen vorbereite.

 

Am 18. Mai 1920 beginnt die Geschichte eines Mannes, der viele Jahre später zum Nationalsymbol für Polen werden sollte. Karol Jozef Wojtyla wird an diesem Tag in einer Kleinstadt namens Wadowice in der Nähe von Krakau geboren. Bereits in seinen Kindheitsjahren verstarb sein Bruder und  seine Mutter. Auch sein Vater sollte bereits 21 Jahre nach seiner Geburt versterben.

 

 

Während den Kriegsjahren begann Karol Wojtyla sein Priesterseminar. Weiters, entging er der Deportation nach Deutschland zum Zwangsdienst, weil er in einem Steinbruch und einer Chemiefabrik in Krakau arbeitete.

1946 wurde er geheim in einer Priesterweihe zum Priester geweiht und 1958  zum Bischof. 1964 wirkte er auch am 2. Vatikanischen Konzil mit.

 

Gerade diese Biografie macht ihn in Polen besonders beliebt.

 

 

 

Am 16. Oktober 1978 wird er schließlich jener Mann, den heute (fast) alle Polen kennen und der auch auf der ganzen Welt bekannt ist – Papst Johannes Paul der 2.

Er ist der erste Slawe auf dem Papstthron und der erste Nicht-Italiener nach 456 Jahren.

 

Er wird im Laufe seiner Amtszeit als Papst zum Nationalsymbol, unterstützt auch die 1980 gegründete Solidarność Bewegung und den darauffolgenden Zerfall der Sowjetunion. Man sagt ihm nach, unmittelbar an dem Erfolg der Solidarność Bewegung beteiligt gewesen zu sein.

Er ist wohl neben Chopin und Marie Curie der bekannteste Pole der Welt und wenn man Krakau besichtigt, kann man ihn nicht übersehen.

Auf Postkarten, Wänden, Museen erkennt man überall das Gesicht von Johannes Paul den 2. Und auch wenn man mit verschiedenen Polen hier spricht, wird schnell sein Name fallen.

 

In die Amtszeit des Papstes fallen viele verschiedene weltverändernde Ereignisse, gerade deshalb ist er auch für die Polen so wichtig. Unter anderem der Zerfall der Sowjetunion, das Ende des Kalten Krieges, der Zerfall von Jugoslawien und noch vieles mehr. Bis zu seinem Tod hat sich die Welt gewandelt.

 

Johannes Paul der 2. ist auf der gesamten Welt so bekannt, weil er mithilfe der Massenmedien ein internationaler Superstar wurde und wusste, wie er seine Botschaften verbreiten kann. 

 

Der Papst wird Vorbild für viele Menschen auf der, insbesondere für jene in Polen. Und dennoch bleibt er nicht ohne Kritik. Er gilt als konservativ und unterstützte viele veraltete Regeln der Kirche. So lehnte er unter anderem im Jahr 1994 die Ordination von Frauen ab.

 Nicht zuletzt sein Schweigen während der Missbrauchsskandale der Kirche beschädigte sein Ansehen noch bis nach seinem Tod nachhaltig und sorgte auch für Kritik bei seiner Selig und Heiligsprechung.

 

 

Papst Johannes Paul der 2. wird zum Symbol eines freien und unabhängigen Polens – er wird zu dessen Vaterfigur. Er wird aber auch zum Symbol einer konservativen und starren Kirche.

Wenn ihr liebe Leser:innen nach Polen reist, werdet ihr ganz sicher auf Karol Wojtyla stoßen – und auch eine Auseinandersetzung mit diesem lohnt sich.

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